Visionen für die Zukunft – Schulformen, Noten und Prüfungen

Schulformen im Föderalismus
Deutschland hat durch seinen Bildungsföderalismus eine Sonderstellung, die jedoch kann als Chance begriffen werden. Der Bildungsföderalismus sorgt für teils große Unterschiede in den Bildungssystemen des Bundes, kann dabei allerdings die Möglichkeit der stetigen Entwicklung mit sich bringen, die die Bundesschülerkonferenz als notwendig erachtet. Eine jede Schulform muss sich immer wieder an ihr, sich veränderndes Umfeld anpassen. Auf welche Schulformen die Bundesländer setzen und wie sie diese im stetigen Wandel ausgestalten, muss die Kompetenz der verschiedenen Länder selbst sein. Aus unserer Sicht muss diese Möglichkeit dafür genutzt werden, um in jeder Region die optimale Schulform, mit möglichst zielgerichteter Förderung zu gewährleisten.

Wichtig ist es dabei, dass jede Schülerin und jeder Schüler eine faire Möglichkeit hat seinen oder ihren gewünschten Abschluss zu erreichen. Es ist wichtig das Bewusstsein zu schaffen, dass ein Abschluss allein eine geringere Wertigkeit besitzt, da dieser lediglich die Fähigkeit zur Ergreifung des gewünschten Berufsweges gibt. Weitere essentielle Kompetenzen werden von den jetzigen Abschlüssen nur teilweise abgebildet, stellen aber einen genauso wichtigen Bestandteil gelungener Bildung dar. Die Darstellung dieser ist erforderlich, damit eine individuelle Förderung und nachhaltige Interessenentwicklung ermöglicht wird.

Noten
Die Leistungsbewertung in den Schulen ist ein regelmäßig diskutiertes Thema in den deutschen Bildungslandschaften. Die grundlegende Frage, die man sich bei dieser Thematik stellen muss, ist, welche Ziele mit einer notenbezogenen Leistungsbewertung erreicht werden will. Verfolgt man mit einem Zeugnis die Absicht einen bedeutenden Einfluss auf die Unterrichtsqualität zu haben, so die Meinung der Bundesschülerkonferenz, darf dies nicht der einzige Ansatz bleiben. Vor allem verbales und schriftliches Feedback verbessert den Lernerfolg einer Schülerin oder eines Schülers.

Eine Bewertung des Lernverhaltens steht in direktem Zusammenhang mit dem Lernfortschritt. Noten in Form von Zahlen, welche nicht tiefer begründet sind, sollten so spät wie möglich vergeben werden, im Optimalfall nie (1). Wortzeugnisse statt Noten in Zahlenform erlauben gerade zu Beginn der Schullaufbahn einen besseren Blick auf die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler. Aus Sicht der Bundesschülerkonferenz muss in den Ländern entschieden werden, wo und ab wann Noten in Zahlenform vergeben werden oder welche Alternative, die am besten geeignete ist.

Länder, die in Studien wie der PISA gute Ergebnisse erzielen, haben oft unterschiedliche Bildungssysteme und Rahmenbedingungen im Vergleich zu den deutschen. So steht zum Beispiel Estland, welches neben der Notengebung auch auf ein individuelles Feedback gegenüber dem Schüler setzt, mit an der Spitze.

In anderen Nationen existiert oft ein größeres Bewusstsein für Bildung innerhalb der Gesellschaft und Schülerschaft. Dies führt in einigen von ihnen zu einem System in welchem Schülerinnen und Schüler oft durch das eigene Elternhaus Druck erfahren, um zwingend gute bis herausragende schulische Erfolge zu erzielen. Resultierend folgen eine Vielzahl negativer Effekte in der Erziehung und Entwicklung des Kindes. Entsprechend ist zu sagen, dass die Schülerinnen und Schüler oft unter einem Leistungsdruck ausgehend von mehreren Seiten leiden und die Charakterbildung zurücksteht. Die Bundesschülerkonferenz setzt sich klar für ein gesundes Lernen ein, bei dem übertriebener Leistungsdruck vermieden wird. Gesundes Lernen funktioniert nur ohne übermäßigen Leistungsdruck.

Für uns beispielhafte Bildungssysteme, exemplarisch das estnische, priorisieren gemeinsames Lernen. Schülerinnen und Schüler mit schlechteren Leistungen werden sofort mit Förderprogrammen oder Beratungsangeboten unterstützt. Die Team- und Gesellschaftsfähigkeit ist hier ein Kernbestandteil der Erziehung und Bildung.

Damit die vielen im Bund existierenden Bildungsdefizite behoben werden können, bedarf es einer Vielzahl von Maßnahmen, von denen eine andere Form der Leistungsbewertung nur ein Baustein sein kann. Aufgrund des in Deutschland vorherrschenden Bildungsföderalismus, muss mit konkreten Regelungen auf individuelle Bedürfnisse der Bundesländer eingegangen werden.

Ein Königsweg existiert hierbei nicht. Es müssen jedoch klare Ansätze und Konzepte zum Einsatz kommen, die mit der Perspektive entworfen werden, mehrere Legislaturperioden zu überdauern! Dazu gehört auch, die aktuellen fachlichen Zuständigkeiten im föderalen System zu akzeptieren.

(1) Die LSVen Hamburg und Sachsen lehnen diese Position ab. Zahlennoten sollten an
weiterführenden Schulen die Regel sein, ggf. ergänzt durch Hinweistexte, ausschlaggebend
muss aber die Zahl sein. Zahlennoten sind nicht per se aussageschwächer, Lehrkräfte erstellen
Erwartungsbilder und Bewertungsmaßstäbe und die Note ist eine Gewichtung aus mehreren
Faktoren. Worturteile wie bei beruflichen Arbeitszeugnissen hingegen, mit undurchsichtigem
Sprachcode aus Textbausteinen mit versteckter Bedeutung, sind kein Ersatz für Schulen. Zudem
erwarten wir als Schüler, dass ein Bewertungssystem objektiv, fair und nachprüfbar ist, und um
das zu erreichen, setzen wir uns für keine Ablehnung in früheren Klassenstufen ein, sondern für
eine Entwicklung bei der Notenvergabe. Zahlennoten können das durch Bewertungseinheiten
erfüllen, die nach festen Kriterien als Zahlen ausgedrückt verrechnet werden. Bei einem
freihändig erstellten Worturteil kann der Schüler nicht vollumfänglich nachvollziehen, ob sie oder
er gleich oder ungleich behandelt wurde, und dies schwächt die Schülerin oder den Schüler in
seinen Rechten gegenüber der Lehrkraft.

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