Wir brauchen eine bessere Medienbildung an deutschen Schulen! 

Die digitalen Medien sind inzwischen ein integraler Bestandteil unserer Gesellschaft. 
Ihre Formate haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten grundlegend verändert und befinden sich auch fortwährend im Wandel. Während noch vor 30 Jahren Fernseher, Radio und Zeitung die vorwiegenden Informationsquellen waren, werden diese Medien heutzutage immer seltener zur Informationsbeschaffung genutzt. Jugendliche in Deutschland nutzen dafür größtenteils die sogenannten Online-Medien, unter anderem Social-Media-Plattformen. Dieser Trend konnte von Studien wie „#usethenews“ des Leibniz-Instituts für Medienforschung nachgewiesen werden.1 
Diese Entwicklung erfordert eine Veränderung der Medienbildung an deutschen Schulen. Der richtige Umgang mit Medien, zum Beispiel in Hinblick auf die korrekte Informationsbeschaffung, ist äußerst wichtig für unser gemeinsames Zusammenleben in unserer Demokratie. Diesen Umgang zu erlernen, bedarf der Bildung der Schüler in verschiedenen Themenfeldern. Diese sind folgend näher erläutert. 

Faktencheck etablieren:  
Beiträge der öffentlich-rechtlichen Medien werden größtenteils geprüft und sind daher vertrauenswürdig. Da auf den sozialen Netzwerken, privaten Epapers, Messengern und Podcasts ungeprüfte Nachrichten und Informationen veröffentlicht werden, müssen Schüler diese selbst auf Seriosität einordnen. Schüler müssen lernen, selbst zu erkennen, welche Quellen sie nutzen sollten, wie sie Falschinformationen erkennen können und wie sie nachhaltig und effektiv gegen diese vorgehen können.  
Die Fähigkeit, Falschinformationen zu erkennen, kann Schülern nicht nur in der Schule von Nutzen sein, sondern ist auch im privaten Raum wichtig. Schüler sollten auch in Gesprächen jegliche Aussagen ihres Umfeldes einordnen und reflektieren können. Unsichere Quellen sollten in Frage gestellt und reflektiert werden können. Schüler sollten diese nachhaltig wirksam entkräften können. Dadurch kann auch die Verbreitung von Falschinformationen im privaten Raum so klein wie möglich gehalten werden. 

Politische Propaganda und Extremismus:  
Durch die zunehmende Nutzung von sozialen Medien lässt sich beobachten, dass es zu einem bedeutenden Anstieg von extremistischen und demokratiefeindlichen Haltungen gekommen ist. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, auf die gezielte Verbreitung von Desinformationen und populistischen Inhalten in den sozialen Medien. 
Wenn diese Inhalte unreflektiert aufgenommen werden, wirken sie oft sehr überzeugend, da sie einfache Scheinlösungen präsentieren, die es zu erkennen gilt, um dagegen vorgehen zu können. Darüber muss in der Schule im Rahmen der Medienbildung aufgeklärt werden, damit die Demokratie und Weltoffenheit in der heutigen und der zukünftigen Jugend erhalten bleiben kann. Es muss ein Bewusstsein entwickelt werden, das einen dazu anregt, Quellen zu überprüfen, um anmaßenden Headlines nicht die Macht über die Meinungsentwicklung zu geben. 

Förderung des Verständnisses für Hintergründe bestimmter Taten/ Aussagen: 
Neben dem allgemeinen Umgang mit Medien muss auch das Verständnis dessen gefördert werden, was wir durch die Medien aufnehmen. So ist es ebenso wichtig, zu erkennen, ob der Inhalt seriös ist, wie, ob eine Quelle als vertrauenswürdig einzustufen ist. Das Verständnis von Fakten und Sachzusammenhängen sollte über das Herausschreiben von Argumenten aus Texten hinausgehen. Auch im alltäglichen Leben wird man häufig beeinflusst. Schüler müssen lernen, diese Beeinflussung sachlich und neutral zu beurteilen, um sich Manipulation widersetzen zu können. 

Manipulative Wirkung von Medien:  
Diese Beeinflussung muss nicht immer nur auf politische Propaganda oder Einflussnahme auf politische Entscheidungen bezogen sein. Auch Werbung begegnet man jeden Tag und überall. Werbung kann eine äußerst manipulative Wirkung haben, der wir auch zu widerstehen gelehrt werden müssen. Für unser alltägliches Leben ist es von großer Bedeutung, auf eigener Abwägung fundierte Entscheidungen zu treffen. Diese Kompetenz ist auch über die Medien hinaus wichtig. Das Thema „Werbung“ eignet sich aufgrund der Alltäglichkeit und vergleichsweise einfachen Erfassbarkeit gut, um Widerstand gegen übermäßige Manipulation zu lehren. 

Realismus in der Medienbildung:  
Medienbildung darf sich keinesfalls darauf belaufen, uns zu lehren, dass die sozialen Medien nie als vertrauenswürdige Quelle dienen können, sondern muss uns den erstrebenswerten Umgang näherbringen. Schule muss Schüler an dem Punkt abholen, an dem wir sind.  
Die rückwärtsgewandten Forderungen nach einer allgemeinen Einschränkung der Nutzung der sozialen Netzwerke unter Jugendlichen ist schlichtweg als unrealistisch und absolut nicht zeitgemäß zu betrachten. Schüler sollten lernen, wie sie mit digitalen Medien umgehen können, bevor es zu spät ist. Dies bedeutet ebenfalls, dass mit der Medienbildung so früh wie möglich begonnen werden muss, am besten noch bevor überhaupt ein vermehrter Kontakt zu digitalen Medien besteht. 

Erfüllung des Bildungsauftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den sozialen Netzwerken: 
Medienbildung kann, soll und muss nicht nur in der Schule, sondern auch in den ausgehend der Medien selbst geschehen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat in Deutschland nach seinem dem aktuell gültigen Staatsvertrag neben dem allgemeinen Informationsauftrag auch einen Bildungsauftrag2. In Zeiten der wandelnden Medien ist es von großer Wichtigkeit, diesen Bildungsauftrag auch im Rahmen der digitalen Medien zu erfüllen. Dieser Bildungsauftrag sollte sich nicht nur darauf belaufen, Inhalte zu bestimmten Themen der Bildung zu vermitteln, sondern auch ebendiese Medienbildung selbst zu fördern. Das Beste ist, wenn Bildung dort geschieht, wo sie auch angewandt werden kann. Um diese diversen Aspekte der digitalen Medienbildung im Jugendalter an die betroffenen Personen heranzubringen, gibt es neben der verstärkten Einbindung der Thematiken in den Lehrplan auch weitere Möglichkeiten. Unter anderem böte sich sowohl ein aus Bundesmitteln gefördertes Projekt zu Medienbildung als auch ein von Bildungs- und Medienfachleuten erstellter Leitfaden zum Umgang mit digitalen Medien, der in Schulen immerhin als Grundlage der Medienbildung dienen kann, an. 

Aus Bundesmitteln gefördertes Projekt zur Medienbildung an deutschen Schulen: 
Um die Medienbildung in der Schule zu verbessern, fordert die Bundesschülerkonferenz ein aus Bundesmitteln finanziertes Projekt. Dieses könnte in Form von rollenden Workshops gestaltet sein, die die Schulen besuchen und jeweils für einzelne Projekttage Workshops und andere Formate anbieten, um die Schüler nachhaltig im Umgang mit digitalen Medien zu bilden. Diese Workshops sollten, die in diesem Positionspapier beschriebenen Aspekte und darauf aufbauende Problematiken behandeln. 

Leitfaden zum Umgang mit digitalen Medien:  
Die Bundesschülerkonferenz erachtet die Erarbeitung eines bundesweit verwendbaren Leitfadens durch Fachleute in den Bereichen Medien und Bildung für den Umgang mit digitalen Medien als sinnvoll. Dieser könnte an die Schülerschaft weitergetragen werden und würde eine Grundlage schaffen, auf der die Medienbildung im Allgemeinen aufbauen kann. Die Ausgestaltung der Einarbeitung in den Unterricht obliegt den Ländern. 

Abschließend ist zu sagen, dass die Medienbildung in deutschen Schulen ein aktuelles und sehr wichtiges Thema ist. Der richtige Umgang mit Medien beeinflusst die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie gegen Populismus und Extremismus maßgeblich und langfristig. Dabei sehen wir als Bundesschülerkonferenz als wichtig an, dass die Medienbildung an den Schulen besser vermittelt wird. Deshalb fordert die Bundesschülerkonferenz ein aus Bundesmitteln gefördertes Projekt zur Medienbildung. 

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